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Der Uhu
Vogel des Jahres
2005
Seit 1971 wählt der
Naturschutzbund Deutschlands (NABU) zusammen mit dem Landesbund für
Vogelschutz in Bayern (LBV) in jedem Jahr einen Vogel zum "Vogel der
Jahres", um auf dessen Bedrohung oder die Zerstörung seines
Lebensraumes aufmerksam zu machen. Für das Jahr 2005 fiel die Wahl
erfreulicherweise auf den europäischen Uhu (Bubo bubo),
unsere größte einheimische Eule. Nach dem Steinkauz im Jahr 1972 und
der Schleiereule für 1977 wurde so zum dritten Mal eine Eule
ausgewählt. Nach dem Wanderfalken (1971) wurde nun zum zweiten Mal eine
Vogelart der Felslandschaft vorgestellt. Damit soll auch auf die
Schutzbedürftigkeit des Felsenlebensraums und seiner oft kaum bekannten
Bewohner aufmerksam gemacht werden.
Mit dem Uhu wird ein Vogel ins Licht
der Öffentlichkeit gestellt, der großen Symbolcharakter hat. Er
steht für die Bedrohung, die die Natur durch den Menschen erfahren kann,
aber auch für besonders große Erfolge im Artenschutz. In den 1960-er
Jahren gab es in Deutschland nur noch etwa 40 Brutpaare des Uhus. Der Uhu stand
kurz vor der Ausrottung. Schon in der Antike wurde er als unheimlicher
"Totenvogel" verfolgt. Im Mittelalter nagelten die Menschen Uhus und andere
Eulen zur Abwehr von Blitzschlag und Zauberei an Scheunentore. Noch weit bis
ins 20. Jahrhundert wurden junge Uhus aus den Nestern ausgehorstet und von
Jägern zur sogenannte "Hüttenjagd" auf Krähenvögel, einer
Lockjagd mit der lebenden Eule, die inzwischen verboten ist, verwendet. Auch
intensive Bejagung hätte diese Art fast ausgerottet.
Anfang der
1970-er Jahre begannen Naturschützer und Jäger mit verschiedenen
Initiativen zum Schutz des Uhus. Etwa 20 Jahre lang wurden Uhus in
Gefangenschaft gezüchtet und in Gebieten, in denen sie früher
heimisch waren und die noch geeignete Lebensräume boten, ausgewildert. Mit
der überwachten Wiederansiedlung ging ein Schutz- und
Aufklärungsprogramm zugunsten der Großeulen einher. Dank dieser
Bemühungen konnte sich der Bestand des Uhus auf derzeit etwa 850 Brutpaare
mehr als verzehnfachen. Davon leben etwa 80 Brutpaare in Schleswig-Holstein.
Seit 1980 siedelten dort Naturschützer des Landesverbandes für
Eulenschutz in Schleswig-Holstein jährlich bis zu 60 junge Uhus aus. Neben
der Auswilderung trugen auch gezielte Schutzmaßnahmen an den
Brutplätzen zur Rettung des Uhus bei. Inzwischen hat sich der Uhubestand
dort so gut erholt, dass keine Jungtiere mehr ausgewildert werden. Sogar in der
Großstadt Hamburg sichteten Naturschützer zum ersten Mal seit Ende
des 19. Jahrhunderts wieder vier bis fünf Pärchen. Dort leben sie an
Waldrändern und ernähren sich von Ratten, Stadttauben und anderen
Vögeln. In Niedersachsen brüteten nach Schätzungen der
Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung im Jahr 2002 zwischen 75
und 85 Paare. Ähnliche Schutzmaßnahmen wurden auch in anderen
Bundesländern durchgeführt. Weitere größere Vorkommen des
Uhus in Deutschland finden sich in den Mittelgebirgen Süd- und
Westdeutschlands sowie in den Alpen-Randgebieten.
Nicht nur als
Vogel des Jahres rückt der Uhu in den letzten Jahren in den
Blickpunkt, sondern er tritt auch durch seine veränderten Brutgewohnheiten
in Erscheinung. Zunehmend erobert der Uhu auch Städte als Lebensraum und
brütet in Kirchtürmen und anderen Gebäuden. Aus vielen
europäischen Großstädten wie Helsinki, Stockholm, Lyon,
Marseille und Wien wird von Uhubruten berichtet. Auch in Deutschland mehren
sich die Sichtungen des Uhus im Stadtgebiet. So sind mehrere Bruten im
Stadtgebiet von Hamburg bekannt, unter anderem auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Aber auch in
Lübeck und Lüneburg, in Oppenheim und am Kalkberg in Bad Segeberg
zogen Uhus schon ihre Jungen auf.
Der Uhu wird zwar in der heutigen
Zeit nicht mehr verfolgt, dennoch ist er weiterhin in Gefahr. Er ist stark
gefährdet durch den zunehmenden Straßen- und Schienenverkehr. Die
größten Gefahren drohen dem bis zu 70 cm großen Uhu durch
tödliche Stromschläge an Masten. Mit ihrer enormen Spannweite von
1,80 m lösen diese Großeulen oft Kurzschlüsse an Isolatoren und
Leitungen aus. Die noch vorhandenen ungesicherten gefährlichen Strommasten
müssen allerdings bis 2012 laut einer Novelle des
Bundesnaturschutzgesetzes entschärft sein. Opfer gibt es zunehmend auch an
Windkraftanlagen. Außerdem beunruhigen oft Wanderer und Kletterer die
sensiblen Tiere in ihrem Lebensraum. Störungen am Brutplatz können zu
einem Abbruch der Brut führen.
Auch, wenn der Uhu in seinem
Bestand gesichert zu sein scheint, bedarf er dennoch weiterhin unseres
besonderen Schutzes!
Nachtrag: 2009 lag der aktuelle Brutbestand
des Uhus in Deutschland bei inzwischen etwa 1500 Brutpaaren!
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DVD-Video zum "UHU - Vogel des Jahres
2005"
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Kleine Uhu-Galerie
(Alle Fotos lassen sich durch
Anklicken vergrößern
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Weitere Seiten zum Uhu in der Eulenwelt:
Und hier noch 2 sehr schöne Steckbriefe des Uhus auf
anderen Webseiten:
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