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Eulen
bei William Shakespeare
von Karin
Montes
EULE (lat. Noctua von noctu = nachts) dem
Reich der Finsternis und des Todes zugehörig. In Indien Totenvogel; auch
in Arabien und Äthiopien erscheinen die Seelen der Verstorbenen als Eulen.
Göttliche Verehrung genoss die Eule in Pylos (Kretisch-mykenische Kultur).
Im deutschen Volksmund u.a. "Leichenhuhn" genannt. Sie gilt als Gespenstertier,
Hexenvogel (wiederholt im Werk von Goya) und ist wahrscheinlich auch in der
romanischen Bauplastik (z.B. Maria Laach) als dämonisches Tier zu
verstehen. In anderen Darstellungen christlichen Inhalts Hinweis auf Unglauben
und Laster (besonders Wollust und Trägheit), beim Kreuzigungsthema auf die
im Todesschatten Sitzenden, denen der Heiland das Licht bringt. In Griechenland
war die Eule Pallas Athene, der Göttin aller wissenschaftlichen
Betätigung, geweiht, von hier aus Symbol der Weisheit. Nach Paulinus von
Nola (431 gest.) ist sie die auch im Dunkel das Licht der Welt gewahrende
Seherin.
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Die Natur spielt bei Shakespeare (1564-1616)
eine große Rolle. Doch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass er
sich den (Vor)Urteilen seiner Zeit mit Bezug auf die Tierwelt nicht entziehen
konnte (wie oben beschrieben). Nur in "Liebes Leid und Lust" bricht er aus den
Zwängen aus und das finde ich sehr sympathisch. |
Cymbeline (1610)
Die Nacht ist nicht der Eul', und nicht der Morgen der
Lerche so willkommen Erster Teil King Henry VI (1591-1592)
Du ahnungsvoller grauser Todesvogel.
Sommernachtstraum (1596)
Ihr endlich sollt den Kauz, der nächtlich kreischt
Und über unsre schmucken Geister staunt, Von uns verscheuchen!
Und das Käuzchen kreischt und jammert, dass der Krank' es ahnend
hört und sich fest ans Kissen klammert. Hamlet, Prinz
von Dänemark (1601)
Sie sagen, die Eule war eines Bäcker's
Tochter König Lear (1605)
Zu sein ein Kamerad von Wolf und Eul'..
Macbeth (1606)
Still, horch! Die Eule war's, die schrie, der traur'ge
Wächter, der grässlich gute Nacht wünscht.
Macbeth: "Ich
hab die Tat getan - hörst du nicht was?" Lady Macbeth: "Die Eule hört
ich schrein, und Heimchen zirpen."
Am letzten Dienstag sah ich, wie
stolzen Flugs ein Falke schwebte, und eine Eul' ihm nachjagt' und ihn
würgte.
Ihm fehlt Naturgefühl; bekämpft der Schwache
Zaunkönig, dieses kleinste Vögelchen, die Eule doch für seine
Brut im Nest Dritter Teil King Henry VI (1590-1591)
Bring her den Unglücksuhu unsers Hauses, der nichts
als Tod uns und den Unsern sang.
Und wer für solch Hoffnung nicht
will fechten, geh heim ins Bett, so wie bei Tag die Eule, beim Aufstehen dann
verhöhnt und angestaunt.
Die Eule schrie dabei, ein übles
Zeichen (Geburt Richard III - Herzog von Gloucester)
Hier scheint die
Sonne nie, hier atmet nichts, Nachteulen nur und unglücksdrohende
Raben. Troilus and Cressida (1602)
Ich hieß den garst'gen Schuhu sich nach dem Inhalt
des Aufrufs erkundigen, und da schimpfte er auf mich los.
Wer hat
den Mut, als nächt'ge Eule krächzend, in Troja zu verkünden:
Hektor fiel. Twelfth Night (1600)
Sollen wir die Nachteule mit einem Kanon aufstören,
der einem Leinweber drei Seelen aus dem Leibe haspeln
könnte? Venus and Adonis (1593)
Sieh dort, der Erde Trösterin (Sonne), sie geht...
Beschließt ihr heißes Tagwerk müd im West'. Der Kauz, der
Nachtverkünder kreischt, ´s ist spät, Herden ziehen heim, die
Vögel sind im Nest.
Abschließend ein
Winterlied aus Liebes Leid und Lust (1594), das ich in diese Sammlung
einschließe, weil endlich - ich sage endlich - die Eule einmal
fröhlich und lebensbejahend Erwähnung findet.
Winter
When icicles hang by the
wall And Dick the Shepherd blows his nail And Tom bears logs into the
hall And milk comes frozen home in pail, When blood is nipp'd and ways
be foul, Then nightly sings the staring owl, Tu-who;
Tu-whit,Tu-who, a merry note, While greasy Joan doth keel the pot.
When all aloud the wind doth blow And coughing drowns the parson's
saw And birds sit brooding in the snow And Marian's nose looks red and
raw, When roasted crabs hiss in the bowl, Then nightly sings the
staring owl, Tu-who; Tu-whit,Tu-who, a merry note, While greasy
Joan doth keel the pot. |
Winter
Wenn Eis in Zapfen
hängt vom Dach, und Thoms, der Hirt, vor Frost erstarrt, Wenn Hans
die Klötze trägt ins Fach, Die Milch gefriert im Eimer hart,
Die Spur verweht, der Weg verschneit, Dann nächtlich friert der
Kauz und schreit: Tuhu, Tuwit tuhu, ein lustig Lied, Derweil die
Hanne Würzbier glüht.
Wenn Sturm dem Giebelfenster droht,
Im Schnee das Vöglein emsig pickt, Wenn Lisbeths Nase spröd'
und rot, Der Pfarrer hustend fast erstickt, Bratapfel zischt in Schalen
weit, Dann nächtlich friert der Kauz und schreit:: Tuhu, Tuwit
tuhu, ein lustig Lied, Derweil die Hanne Würzbier glüht. |
Die Texte dieser Seite wurden von Karin Montes
zusammengestellt und bearbeitet. Liebe Karin, hab herzlichen Dank für
Deine Mühe ! nach
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