Heute war Gerichtstermin - und
alle Vögel flogen hin... In schwarzer Nacht, um ein Uhr
dreißig, wenn alle Eulen sind sonst fleißig, stehn Kauz und
Adler vor Gericht, die auf ihr Urteil ganz verpicht.
Die
Schleiereule Hermann sagt: "Heut` sprech` ich Recht. Nichts wird vertagt !
Nun tretet vor ihr bösen Wichte, erzählt mir ehrlich die
Geschichte !"
Der Adler jammert: "Mir ist schlecht." Die Eule sagt:
"Na, so ist`s recht. Hier wird verhandelt, nicht gekniffen. Hast du als
Adler das begriffen ? Ich lass zuerst den Waldkauz ran, zu sehen, ob
er`s besser kann."
"Ja, das war so", klagt jetzt der Kauz. "Die
Lage sah erbärmlich aus ! Als wir in Stimmung, das ist wahr, ich
plötzlich Feuer um mich sah. Schon war`s zu spät, wenn Sie
erlauben."
"Nichts", stöhnt die Eule, "kann ich glauben. Den
Adler muss ich nochmals fragen, vielleicht hat der nun was zu sagen."
"Ja", sagt der Adler, "das war so, wir war`n beschwipst und richtig
froh. Sie müssen wissen, Euer Ehren, der Kauz und ich woll`n sich
vermehren. Die Hochzeit soll in Kürze sein, und dazu laden wir Sie
ein."
"Schweig still ! Du bist recht unverschämt. Das
Wichtigste bleibt unerwähnt. Du bist seit Jahren schon vermählt,
wie man sich hier im Wald erzählt. Hast du ein Feuer angemacht
im Walde, mitten in der Nacht ?"
"Ein Feuer ? Nein, ich war es
nicht ! Ich schwöre es vor dem Gericht."
"Ich brauche, Adler,
keinen Schwur. Sag` wär`s getan, los sag` es nur !" Der Adler
jammert: "Mir wird schlecht." Die Eule darauf: "So ist`s recht ! Was
man hier hört ist null und nichtig, für mich als Richter gar
nicht wichtig." |
Die Schleiereule ruft nun Zeugen, um diesen
Fall neu zu beäugen. Und Eule Hermann ruft hierauf, Maus Chlodwig
von der Heide auf. Die Maus ist adlig, wie man hört, und
über jene Tat empört, kann Lügen äußerst schlecht
vertragen, da Unrecht liegt ihr schwer im Magen.
"Was sagst du Maus
?" fragt streng der Richter. "Schau` sie dir an, die Bösewichter !"
"Ja, Euer Ehren, es geschah, als ich aus meinem Loche sah." "Was
hast du da präzis gesehen, damit wir diese Tat verstehen ?" "Ich
sah, wie beide grad poussierten und schlimme Sachen ausprobierten."
"Das steht doch gar nicht zur Debatte. Ich rufe auf die Wanderratte
! Du Ratte, sag` uns frank und frei, wer legte Feuer ? Eins, zwei,
drei...!"
"Wohlan, Herr Richter, wenn ich ehrlich, so seh` im Alter
ich beschwerlich. Der Adler schuldet mir noch Gläser, er sagt, er
operiert mit Laser." "Herjemine ! Das ist nicht wahr ! Ihr Zeugen seid
recht sonderbar. Was hast du Ratte denn gesehen, damit wir diese Tat
verstehen." "Die Nacht war schwarz, Hohes Gericht. Ein Feuer sah ich
wirklich nicht. Doch hätt` ich Gläser vor den Augen,
würd` ich mehr sehen, Sie erlauben."
"Es ist genug !" tobt
jetzt der Richter. "Ihr Zeugen seid mir trübe Lichter ! Egal nun,
was im Wald geschah, sehe ich mittlerweile klar. Der Schaden ist nicht
all zu groß, drum lass ich gleich ein Urteil los.
"Im Namen
der Tiere verkünde ich jetzt: Wer unseren göttlichen Wald arg
verletzt, muss unter Berücksichtigung dessen, was war, aushelfen
dem Förster Waldemar. Du Schlangenadler und du Kauz, ihr helft ab
heut` dem Förster aus ! Zwei Jahre sollt` ihr Bäume pflegen,
den Wald nebst Wiesen und Gehegen. Bewährt ihr euch in dieser Zeit
ist das Gericht zuletzt bereit, euch nicht mehr in den Bau zu stecken,
um seelisch Gutes zu erwecken. Die Sitzung ist hiermit beendet."
Das Blatt hat sich gottlob gewendet.
Fortsetzung folgt
im nächsten Blatt, das wieder Neuigkeiten hat. |