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Balz, Brut und Jungenaufzucht der Eulen

Balz

Die Fortpflanzungsperiode der Eulen beginnt mit der Balz. Die nächtlichen Rufe des Männchens im zeitigen Frühjahr dienen zum Anlocken des Weibchens sowie zur Revierabgrenzung. Bei einigen standorttreuen Eulenarten, wie z.B. Waldkauz, Habichtskauz oder Sperlingskauz, beginnt die Revierabgrenzung auch schon im Spätherbst. Da es in der Regel ziemlich lange dauert, bis die Jungen selbstständig sind, beginnt das Brutgeschäft bei fast allen Eulenarten verhältnismäßig früh im Jahr, teilweise im März, beim Waldkauz oft schon im Februar.

Brut und Jungenaufzucht

Eulen bauen keine eigenen Nester. Steinkauz, Rauhfußkauz, Sperlingskauz, Zwergohreule und Sperbereule sowie ursprünglich auch die Schleiereule brüten ausschließlich in Höhlen. Waldkauz, Habichtskauz und Bartkauz brüten teils in Höhlen, teils auch offen. Die übrigen Eulenarten (Uhu, Waldohreule, Schneeeule und Sumpfohreule) brüten stets offen auf alten Nestern oder auf dem Waldboden. Als einzige Art zeigt die Sumpfohreule einen mehr oder weniger ausgeprägten Nestbau, während die anderen lediglich eine Mulde scharren.

EuleneiDie Eier werden im Abstand von zwei bis mehreren Tagen gelegt und meist ab dem ersten oder zweiten Ei bebrütet. Alle Euleneier sind weiß und in der Regel ziemlich rund. Da das Weibchen die Eier fest bebrütet und das Nest nicht verlässt, war es im Laufe der Evolution wohl nicht nötig, dass die Eier eine Tarnfarbe annahmen. Während der gesamten Brutperiode wird das Weibchen vom Männchen mit Nahrung versorgt, oft schon einige Zeit vor Beginn des Legens. Die Brutdauer beträgt im Mittel etwa einen Monat. Der Uhu brütet mit 34 Tagen am längsten, die Zwergohreule mit 25 Tagen am kürzesten.

Die Jungen schlüpfen im gleichen Zeitabstand, in dem die Eier gelegt worden sind (asynchron). In Eulennestern findet man daher Junge unterschiedlichen Alters und daher auch unterschiedlicher Entwicklung nebeneinander. Besonders stark sind diese Größen- und Entwicklungsunterschiede bei den Jungen der Schleiereule, die "wie die Orgelpfeifen" nebeneinander sitzen. Das Junge aus dem letzten Ei kann 2 - 3 Wochen jünger sein als sein ältestes Geschwister. Wird die Nahrung während der Aufzuchtsperiode knapp, überleben nur die größeren und stärkeren Jungen, während die kleineren bei der Fütterung stets zu kurz kommen und verhungern. Eulen haben also während der Aufzuchtsperiode einen großen Nahrungsbedarf. Eine Waldkauzfamilie mit 3 heranwachsenden Jungen benötigt pro Nacht etwa 25 Mäuse, d.h. in 3 Monaten werden ca. 2000 Beutetiere gefangen. Ein Sumpfohreulen- oder Schleiereulenpaar, das in guten Jahren 10 Junge großzieht, erbeutet allein während der Aufzuchtsperiode sogar etwa 6000 Mäuse. In Jahren mit einem besonders hohen Nahrungsangebot kommt es bei einigen Eulenarten, v.a. bei Schleiereulen, Rauhfußkäuzen und Sumpfohreulen zu einer Zweitbrut.

Die Jungen schlüpfen mit geschlossenen Augen, die sich erst nach einigen Tagen öffnen. Dem Dunenkleid folgt nach 1 - 2 Wochen das Zwischenkleid. Unter den Nestdunen wachsen dann die endgültigen Federn. Mit Ausnahme der Schleiereulen verlassen die Nestlinge das Nest bereits lange, bevor sie richtig fliegen können. Sie klettern auf Bäume und sitzen dort in den Ästen (Ästlinge). Dort werden sie von den Eltern versorgt, bis sie richtig fliegen können. Auch nach dem Flüggewerden leben die Jungeulen noch einige Zeit im elterlichen Revier. Während sie das Beutemachen noch üben und erlernen, werden sie weiterhin von den Alten versorgt, bewacht und verteidigt. Im Herbst, mit Einsetzen der Herbstbalz, löst sich der Familienverband auf. Die Jungeulen ziehen dann fort und suchen sich ein eigenes Revier.